Das Buch “Fontanes Plaue” ist eine umfassende Darstellung alles dessen, was Fontane an Plaue gefesselt hat und auch heute noch seinen Reiz ausübt! Mit Originaltext Fontanes aus seinen Werken, Hintergrundinformationen zu Fontanes Wirken in und über Plaue in Auszügen. Das Buch stammt aus den Federn von Gunter Dörhöfer und Annete Geisler.
“Im Geleit” schrieb Gunter Dörhöfer folgende Zeilen:
THEODOR FONTANE (1819 — 1898) hat dem Städtchen Plaue an der Havel — heute ein Ortsteil von Brandenburg an der Havel in seinem Band Schlösser — Altes und Neues aus Mark Brandenburg“ , das er als Ergänzung zu seinen vier Bänden „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ 1889 kurz vor seinem Tode herausgegeben hat, ein bleibendes literarisches Denkmal gesetzt. Fontane hat es sehr bedauert, dass er die alte Chur- und Hauptstadt Brandenburg selbst nicht hat würdigen können: „.. so viel ich mich auch mit Einzelpartien unserer Mark beschäftigt habe, zu einem auch nur leidlich gründlichen Studium der einst wichtigsten Stadt des Landes, hin ich nie gekommen… “. So ist aber nun verspätet über — das mittlerweile zur Stadt Brandenburg gehörige – Plaue doch noch der Bezug hergestellt.
Seine Texte beruhen auf Notizen und Recherchen, die er in der Phase Mai 1874 bis April 1880 in Plaue gesammelt hat. Fontane hatte sich mit CARL FERDINAND WIESIKE angefreundet, der dem Schloss gegenüber die Gutsanlage Margarethenhof aufgebaut hatte und sich dort für Homöopathie und Schopenhauers Philosophie einsetzte. Besonders bei der Philosophie trafen sich die Interessen der beiden älteren Herren, die bis zum Tode Wiesikes (1880) jedes Jahr gemeinsame Stunden „unter Plaues ewig blauem Himmel“ verbrachten. Zum Wohlbefinden trug bei, dass der Bruder CF. Wiesikes in Brandenburg a.d.Havel eine gut bestückte Weinhandlung betrieb und deshalb die Lieferung bester Rot- und Weißweintropfen gewährleistet war.
Fontane hat in seinem Kapitel „Plaue a.H.“ die Historie des Ortes detailliert beschrieben und vieles über die jeweils handelnden Personen berichtet. Hier wird der Text des Kapitels ungekürzt abgedruckt und durch Illustrationen ergänzt und bereichert, die die von Fontane behandelten Personen betreffen, aber auch Themen, die von ihm herangezogen wurden. Einige der abgebildeten Objekte (z.B. Grabplatten der älteren Schlosspatrone) befinden sich in Plaue und können besichtigt werden. Die behandelten Gebäude (Schloss, Kirche, Wiesike-Villa) sind weitgehend noch vorhanden, wenn auch (außer Kirche) derzeit (noch) in keinem guten Zustand. Das Wiesike — Erbbegräbnis allerdings ist kürzlich saniert worden. Schloss und Wiesike — Villa harren noch der Sanierung.
Im Ort ist ein „Fontaneweg“ eingerichtet und beschildert worden, der die Stationen der von Fontane geschilderten Lokalitäten erlebbar macht. Ergänzend sind Informationen über die Wiesike Familie zusammengetragen worden.
Der Leser mag sich fragen, ob denn die Auseinandersetzung mit dem Thema Fontane und Plaue in unsere Zeit passe und ob sich für ihn/sie damit ein Gewinn erbringe. Man muss, um Fontane zu würdigen, nicht nostalgisch sein und sich auch nicht in die Kaiserzeit zurücksehnen. Günter de Bruyn hat sich zeit seines Lebens mit Fontane — auch kritisch — befasst. In seinen „Deutsche Zustände“ ist ein Kapitel der kritischen Betrachtung der „Wanderungen“ gewidmet. De Bruyn betont, dass es Fontane vorrangig darum ging, „das Ansehen der Mark zu heben“. Dabei war sein Hauptstilmittel, die Geschichte mit Landschaften und Orten zusammenzubringen; nicht das Schöne stand im Vordergrund, sondern das Bedeutungsvolle. Hässliches und Bösewichte bleiben ausgespart.
Aus politischen Dingen hat sich Fontane weitgehend herausgehalten und auch soziale Aspekte sind ihm selten erwähnenswert.
De Bruyn’s Urteil kann auch uns heutigen Wegweisung sein:
…die Wanderungen [charakterisiert] eine Wirklichkeitsverklärung, die nicht Verschönerung, sondern Sinngehung bedeutet, eine Heiligung des Profanen durch Anbindung an Örtlichkeiten, Identitätsstiftung durch Tradition… Wichtig genommen wird nicht das Wichtige, sondern das zum Ort Passende und Eingängige… Was auf diese Weise entsteht ist eine Art brandenburgisch-preußischer Mythologie
In diesem Sinne möge dieses Büchlein dazu dienen, die Kenntnisse über Fontanes Plauer Wirken zu vermitteln und damit ihm den gebührenden Platz im kollektiven identitätsstiftenden Bewusstsein der Plauer und ihrer Freunde zu ebnen.
Plaue an der Havel, Oktober 2010 Gunter Dörhöfer