Der Schlosspark Plaue am westlichen Rand der Stadt Brandenburg a.d.Havel direkt am Ufer des Plauer Sees gelegen, zieht sich einen guten Kilometer am Ufer der Havel entlang, die hier nach Norden in Richtung Elbe verschwenkt. Hier beginnt auch der landschaftlich besonders reizvolle Fließabschnitt der Unteren Havel.
Der Schlosspark ist aus einem Landschaftspark hervorgegangen, der Mitte des 19. Jh. vom damaligen Grafen von Koenigsmarck angelegt wurde und eine ältere barocke Anlage überprägte. Der ursprünglich größere „Tiergarten“ erstreckte sich noch in den Bereich des heutigen Stadtparks weiter südlich und westlich am Ufer der Seen entlang; heute überdeckt er noch ca. 19 ha.
Die Uferzone des Schlossparks ist Bestandteil des Landschaftsschutzgebietes “Brandenburger Wald- und Seengebiet”, das durch diese Verordnung geschützt ist.
Beschreibung des Schlossparks
1. Schloss Plaue
Das Schloss Plaue, an einer Flussenge am Ufer der Havel gelegen, blickt auf eine lange Historie zurück. In das dreiflügelige Barockensemble von 1711–1716 sind Teile von Vorgängerbauten integriert bzw. sind überprägt worden. Heute wird das Schloss privat geführt. Man kann dort essen, übernachten und private Feste in ungewöhnlichem Rahmen feiern.
2. Schlossteichanlage
Der Teich grenzt malerisch an den schlossnahen Bereich des Parks und hat durch Zuflüsse Verbindung zum See. Zwei bogenförmig geschwungene Brücken aus Ziegelsteinen führen darüber; sie entstanden zwischen 1851 und 1880.
3. Turmhügel
Südwestlich des Teiches befinden sich Fundamentreste eines Staffageturmes, der als Aussichtspunkt eine freie Blickachse zum Schloss und zum See gewährte. Er wurde in den 1950er Jahren abgetragen. In der Nähe befindet sich eine Urnenstatue, deren Sockel noch erhalten ist. Dort sollen Hunde des Grafen begraben sein.
4. Pfarrgarten- & Friedhofsmauer
Die Pfarrgartenmauer, die sich von der Kirche in elegantem Schwung in den Park hinein zieht, ist der Rest der ehemaligen Begrenzungsmauer des Schlossgartens. Sie stammt aus der Frühphase des Landschaftsparks, etwa der Mitte 19. Jahrhunderts. Zur gleichen Zeit entstand die hohe Friedhofsmauer. Sie begrenzt die große Familiengrabstätten.
5. Backsteinkirche 13. Jh.
Die ursprünglich spätromanische Kirche aus dem frühen 13. Jh. steht im Ort zentral auf einer Anhöhe. Sie stellt ein bedeutsames Beispiel für den kleinstädtischen Pfarrkirchenbau in der Mark Brandenburg dar. Von dem Kernbau sind noch Umfassungsmauern, Schmuckfriese und vermauerte Rundbögen erhalten. Nach der Reformation wurde die Kirche 1570 umgebaut und von den Schlossherren, die das Patronat inne hatten, reich ausgestattet.
6. Engelstor und Grab Gräfin Lily Koenigsmarck
Das Engelstor besteht aus einem von zwei großen Engelsskulpturen gerahmten zweiflügeligen Tor zwischen Friedhof und Schlosspark. Die Engel wurden 1835 von A. Möller in Sandstein gearbeitet. Den Auftrag hatte die damalige Schlossherrin, Charlotte Freifrau von Lauer Münchhofen gegeben. Von hier aus führte ein direkter Weg durch den Park zum Schloss. Dieser sogenannte Kutschweg wurde 2010 rekonstruiert. Auf der Friedhofseite des Tores gelangt man zum Grab der Gräfin Lily Koenigsmarck.
7. Tontaubenschiessstand
Der weltweit älteste erhaltene Tontaubenschießstand ließ um 1900 der damalige Schlossbesitzer Hans Adolf Erwein Max Graf von Koenigsmarck bauen. Auf etwas später angebauten Sockeln erinnern zwei Tierfiguren an eine Jagdreise und die Trophäen eines der Grafen im Himalaya: ein Bären und ein Markhor (Capra falconeri). Die Anlage wurde 2013 restauriert. Die Tierfiguren sind Duplikate der stark beschädigten Originale.
8. Ehemaliger DDR-Zollanleger
Zur Überwachung der Transitbinnenschifffahrt von und nach West-Berlin ließ die DDR Mitte der 1970er Jahre am Ufer des Parkes einen T‑förmigen Anleger aufschütten, der entlang eines Weges quer durch den Park zur Kirche mit Laternen beleuchtet wurde. Der Anleger war mit Wachhäuschen und Schranke abgegrenzt. Die rechts und links liegenden Einbuchtungen sind heute einer natürlichen Sukzession unterworfen. Das heißt, dass sich die botanische Situation, nachdem sie nicht mehr geregelt wird, nun mit den Jahren zurück in ein natürliches Gleichgewicht finden kann.
9. Ehemaliges Ziegeleigelände
Auf der Karte von 1842 findet sich erstmals eine Ziegelei an der Südspitze des Parks. Von diesem Gelände aus fuhr eine Fähre nach Möser. Die Ziegelei wurde von Ferdinand Michaelis aus Rathenow gegründet und betrieben. Später wurde sie vom Grafen Koenigsmarck gekauft und weitergeführt. Mit dem Abriss des Ringofens 1914 endete die Geschichte der Ziegelei. Danach wurden auf dem Gelände Baumschulen und Gärtnereien betrieben. Die letzte Bewirtschaftung endete in den frühen 1990er Jahren. Das ehemalige VEB-Gelände wurde 2015 verkauft. Hier werden eine Gärtnerei mit geschützten Arbeitsplätzen und eine Obstwiese entstehen.
10. Gräfliche Parkwirtschaft
In den alten Ziegeleigebäuden ließ Graf Koenigsmarck ab ca. 1890 die Bewirtschaftung des Parks bündeln. Die ehemaligen Stallgebäude wurden als Remisen für Wagen und Werkzeuge genutzt. Auf dem Gelände wurden Pflanzen für die Bedürfnisse der gräflichen Familie im Schloss gezogen; auch ein Küchengarten wurde bewirtschaftet.
Plauer Fontane-Ort
Am Ort des ehemaligen Pferdegrabes ist sind 2012 in Erinnerung an das Wirken Theodor Fontanes in Plaue eine Bronzeskulptur des Dichters, modelliert von Dirk Harms, und eine Bankgruppe aufgestellt worden.
Weitere Beschreibungen
Die Brücken und Wege
Das ursprüngliche Wegenetz ging vom Schloss aus und führte entlang der Havel. Durch das Engelstor hatte die gräfliche Familie einen privaten Eingang zu Friedhof und Kirche.
Im südwestlichen Teil des Parks befindet sich der verlandete Carauschenteich. Karauschen (Carassus) sind eine Gattung der Karpfen. Dieser Teil des Parks wird als Rückzugsort für die Vögel und Tiere „wild“ gelassen.
Der französische Garten
Der französische Garten wurde mit einer etwa 2m hohen Mauer umgeben. Das ist auf dem Messtischblatt von 1880 gut zu erkennen. Hier wurde Obst gezogen. Der Garten wurde erst im Zuge der Umverteilung von Flächen während der Bodenreform in den Jahren 1945/46 zerstört. Heute findet man nur noch wenige Mauerreste auf den an den Schlosspark angrenzenden Privatgrundstücken.